Eine Fahrradreise mit Kindern? "Warum nicht?". Nachdem wir, Lea, Gregor und unsere Tochter Ronja aus Berlin, 2 Jahre lang vom einen Ende Amerikas bis zum anderen Ende radelten, folgt nun Teil 2 der Reise. Mit neuem Nachwuchs Mateo erkunden wir ab April 2016 den Süd-Westen Europas.
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A bicycle trip with a child? "Why not?". After we, Lea, Gregor and our daughter Ronja from Berlin cycled from one end of America to the other, the second big adventure is following. With our new family member Mateo we will explore the south west of Europa, starting in April.


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Montag, 4. Juli 2016

Nordostspanien und die Pyrenäen

Euskadi - Navarra - Zaragossa - Midi Pyrenés

Es ist der achtundsiebzigste Abend dieser Reise. 39, zufällig also genau die Hälfte, davon haben wir in Spanien verbracht, es wird der letzte Abend in diesem Land sein. Wir campen auf 1100 Metern in einem kleinen Ort in den Pyrenäen. Die Sonne wird bald hinter dem Kamm verschwinden und nur noch das Panorama hinter mir beleuchten, keine Frage, es ist schön und die Stimmung sentimental. Das Reisen in Spanien wurde für uns, nachdem wir den Staub von unserem südamerikanischen Spanisch gefegt hatten, wie eine Rückkehr in die erste Reise durch die Länder des Südens von Amerika. Mentalität, Kultur und, wie man später lesen und sehen wird, auch die Landschaft tragen ihren Anteil an dem Gefühl gerade absolut am richtigen Ort gewesen zu sein. Wenn wir morgen früh die letzten 14 Kilometer Anstieg bis zur französischen Grenze abgekurbelt haben werden, liegt die Iberische Halbinsel hinter uns. Doch dieses Kapitel bleibt offen.

Der Geheimtip
Aus der Tourenradlersicht sind sowohl Portugal, als auch Spanien sehr empfehlenswert. In beiden Ländern lassen sich binnen weniger Tage ganz unterschiedliche Landschaften mit dem Rad erkunden. Schroffe Küstenabschnitte, verwinkelte Mittelgebirgstrecken, Wüstenpisten, reizvolle Hinterlandrouten, Badespaß-am-Meer-Holperpisten und wadenstrenge Gebirgspässe, all dies ließe sich, mit dem Finger auf der aufgefalteten Landkarte entlangfahrend, leicht zu einer unvergesslichen Tourenkomposition verquicken.



Doch vor zwei Dingen sei gewarnt: Man möge sich seine Karte für diese Reise aus dem heimischen Landkartenfachgeschäft mitbringen und die Lust am Bergauffahren für sich entdeckt haben. 34000 Höhenmeter haben wir in den zurückliegenden 2700 Kilometer klettern müssen. Es ging selten einmal nur eben voran und oft haben wir einfach nur darüber geflucht, dass die mit viel Schweiß abgerungenen Höhenmeter in einer steilen Abfahrt schnell wieder dahin waren. Dort wo wir welchen begegneten, waren die Autofahrer uns gegenüber meistens respektvoll eingestellt. Auf den einfachen Landstraßen überholten uns manchmal nur der Bäckerwagen, der Postbote oder die Müllabfuhr. Oft konnten wir ruhige Kilometer abspulen und die ganze Fahrbahn für uns nutzen. Das Fehlen überregionaler Fernradwege fällt so fast kaum ins Gewicht und gibt es doch mal einen Via Verde, Ciclovia oder ähnliches, so sind es oft einfach nur MTB-Routen oder sie verlieren sich im Nirgendwo. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist trotz der stellenweise sehr dünnen Besiedlung recht gut und oft mussten wir nur für einen Tag Nahrungsmittel einkaufen. Das Wildcampen war keinerorts ein Problem, egal ob Strand, Stadtpark, Nationalpark oder Acker, niemals wurden wir weggeschickt. Die Begegnungen mit den Menschen waren freundlich bis überschwenglich und wenn wir auf fremde Hilfe angewiesen waren, wurde uns jene nie verwehrt. Für diejenigen, die gerne abseits etablierter Touristenströme reisen wollen und denen der Elberadweg schon längst zu langweilig ist, bieten Spanien und Portugal ideale Bedingungen.

Wir sind nicht allein
In den vergangen 2 Wochen haben wir viermal die Gastfreundschaft von Warmshowerhosts genießen können. Drei von ihnen waren Familien mit Kindern, pedalierende Familien - von ihrem Umfeld als ein bisschen verrückt abgestempelt, von uns mehr als verstanden. Für alle von ihnen war das Kinderkriegen noch lange kein Grund ihrer Entdeckungslust einen Deckel aufzusetzen. Sie wollen ihre Kinder mitnehmen in das Abenteuer, den spannendsten Spielplatz und besten Lehrmeister, die Natur, präsentieren und selber ihrer Leidenschaft nachgehen können. Dabei scheint das Fahrrad der perfekte Begleiter zu sein. Mit keinem anderen Muskelkraft betriebenen Transportmittel lässt sich so einfach und sicher eine Familienreise verwirklichen. 
Die Freiräume für lange Radreisen zu schaffen gelingt jedem von ihnen auf andere Art und Weise. Der eine sagt seinen Auftraggebern, dass er gerade keine Zeit habe für sie zu arbeiten. Der andere nimmt sich unbezahlten Urlaub. Ein anderer ist Lehrer und hat jedes Jahr 2 Monate frei. Bei uns ist es diesmal, und dafür wurden wir in den letzten 2 Wochen häufig beneidet, die Elternzeit, die diese Reise möglich gemacht hat. Jeder reist in seiner eigenen Manier und benutzt unterschiedliche Technik um mit Kind und Kegel von A nach B zu kommen, doch wenn sie anfangen von ihren Reisen zu erzählen eint sie alle eines: ein Funkeln in den Augen. Leider haben wir es nicht geschafft auf ein ganz und gar einmaliges Exemplar aus diesem Reisegenre zu treffen. Kurz vor uns ist eine französische Familie mit sechs Kindern auf dem Weg über die Pyrenäen gewesen. Warum nicht?

Von der Wüste in die Berge
Ronjas Geburtstagsfeier in Mundaka liegt nun schon wieder 2 Wochen zurück. Von dort wären wir innerhalb von drei Tagen in Irun an der französischen Grenze gewesen. Wir haben uns für einen anderen Weg entschieden. Von der Küste gelangten wir über drei kleinere Pässe nach Vitoria Gasteiz, der Hauptstadt des Baskenlandes. Wir hatten vorher noch nie von dieser Stadt gehört und müssen Mateo im Nachhinein schon etwas dankbar sein, dass er gerade in dieser Stadt mit Fieber im Bett lag. So konnten wir, dank der guten Lage der Wohnung unserer Warmshower-Familie im historischen Stadtkern, schon beim Verlassen des Hauses direkt in die ruhigen Gassen Gasteiz' eintauchen. Anuskas und Mikels Kinder, Ainoha und Jon Ander, räumten ihr Kinderzimmer für uns und die Enge der 50 Quadratmeter Wohnung ließ auch uns schnell eng miteinander werden. Wir passten auf die Kinder auf, während sie arbeiten gingen. Mateos Fieber war nach 3 Tagen schon wieder fast vorrüber, als wir von Anuska und ihrer Familie aus der Stadt hinaus begleitet wurden.
"Venga, Ahur" rief sie hinter uns her und vergoß ein paar Tränen zum Abschied. Wir waren wieder allein auf uns gestellt und konnten in der Ruhe des Via Verde die gesammelten Eindrücke und Erfahrungen der letzten Tage in uns aufnehmen. Auf jenem Weg, einer ehemaligen Bahnstrecke, holperten wir in die nächste baskische Provinz, Navarra, ein.
Im Ebrotal schossen wir dann mit gutem Rückenwind innerhalb von zweieinhalb Tagen die 150km bis zum Eingang der UNESCO Welterbestätte Las Bardenas Reales. Die Bardenas sind ein übriggebliebener Teil einer einst noch viel größeren Halbwüste im Nordosten Spaniens. Ein großer Teil dieses trockenen Beckens wurde vor 70 Jahren mit francistischem Nachdruck mit Bewässerungskanälen durchzogen und besiedelt.
In dem kleinen Rest der Wüste buckelten wir mit unserem Tross über die Schotterpisten, schliefen im Schatten eines spektakulären Felsturmes und nahmen eine Querfeldeinabkürzung, um den Weg für die Weiterreise in die Pyrenäen um 50km abzukürzen. Der Abstecher in die Wüste war ein schönes Miniabenteuer und ein Kontrapunkt zu dem regenreichen Start der Reise. Von den Bardenas ging es für uns über Ejea und Ardisa in die Berge. Es waren schwüle und heiße Tage und eines Nachts, wir campten mal wieder auf einem Fußballplatz an einem Stausee und hatten das Zelt auf Grund der Hitze so offen wie möglich aufgebaut, wurden wir von einem Gewitter überrascht.
Bei klarem Himmel waren wir ins Bett gegangen und das Gewitter hatte es geschafft, von uns unbemerkt, in das Tal zu gelangen und direkt über uns die ersten Blitze fahren zu lassen. Markerschütternd krachte es für eine Stunde in dem engen Tal, wir huschten in aller Eile um das Zelt herum und machten alles regenfest. Nur Mateo und Ronja schliefen, als wären sie im Winterschlaf - Lea und ich lagen noch lange nach dem Gewitter, ob des Adrenalinausstoßes, wach.

Eine Randnotiz 

320 Kilogramm zeigte die LKW-Waage in dem kleinen vorpyrenäischem Dorf Valpalma an, als wir allesamt darauf standen. Nach Abzug beider Räder (ca. 20kg je Rad), der beiden Anhänger (Chariot 14kg, Weehoo ca. 10kg), unseres Körpergewichts von insgesamt aktuell 165kg, entfielen an diesem Morgen etwa 90kg auf die Ausrüstung. Unser Proviant war so gut wie alle und auch die Wasserreserven fast aufgebraucht. So können, wenn wir uns am Abend voll beladen mit Essen und 12 Litern Wasser auf die Suche nach einem Schlafplatz machen, noch einmal 25 - 30 Kilo schnell zusammenkommen. Verteilt auf die beiden Räder entfallen auf Lea 70-80 Kilogramm Zuglast (Rad, Gepäck, Anhänger und Ronja). Auf mich entfallen, je nachdem ob Ronja bei schlechtem Wetter oder langen Steigungen auch im Chariot Platz nimmt, 110 bzw. 130 kg.
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Sorry to our english reading friends. Cycle touring with 2 kids does´t give us time to translate the blog at this moment :)
We will try our best for the next...

Dienstag, 21. Juni 2016

Asturias - Cantabrias - Euskadi

Asturias - Cantabrias - Euskadi

Wilhelm lehnt sich lässig mit den Taschen seiner rechten Seite an die Balustrade der Uferpromenade von Bakio. Hinter ihm branden die Wellen meterhoch in die weite Bucht. Auf ihnen spielen Surfer, da wo sie auf den Strand rollen, spielen Kinder. Heute ist Samstag und die Schule des kleinen Ortes schließt für den Sommer. Die Stimmung ist ausgelassen, es ist Sommer. Wir klinken uns ein und gleiten gemütlich in den ersten Ruhetag seit 16 Tagen, begeben uns an einen ruhigen Ort, feiern den Fünften von Ronja und verabschieden uns vom Atlantik. 


Vorerst sitze ich noch auf dieser Bank und schreibe, was gibt es zu erzählen?

Von den Pilgern, die den Camino Norte gehen und uns fröhlich zuwinken, wenn wir ihnen entgegenkommen? Von unserem kleinen Abstecher auf die Autobahn um einen 25km langen Umweg zu vermeiden? Vom Sidra, der vom hoch ausgestrecktem Arm in das, in Höhe der Kniekehle gehaltene, Glas gegossen wird? Vom Abstecher zu den Picos de Europa?

Von der Nacht im Kloster und dem Abendgesang mit den peruanischen Nonnen? Von Nesta, Heidi und Steven aus Belgien, mit denen wir eine schöne Woche im Hinterland verbracht haben?



Zumindest unsere belgischen Freunde können ihre Geschichte selber erzählen: nestafari.wordpress.com

Freitag, 3. Juni 2016

Galizien

Ein dicker schwarzer Strich, manchmal gestrichelt oder gepunktet, oft aber durchgehend und fett, markiert auf Landkarten häufig die Grenze von Nationalstaaten. Beschäftigt man sich nun, wie wir gerade täglich, über so einer Karte, könnte schnell der Eindruck entstehen, dass hinter diesem Strich, welcher, würde man den Maßstab der Karte auch auf diese Linie anwenden, einer kilometerstarken Mauer gliche, eine komplett andere Welt auf den grenzenüberschreitenden Reisenden warten würde. "Was diese Grenzen anbelangt, so ist bekannt, ja anerkannt, dass sie meistens fließend sind" reimrockten schon Tocotronic. 
Wir haben gleiche Erfahrungen machen können und finden, dass es ein beruhigendes Gefühl ist, dass abseits engstirniger Nationalstaatlichkeit und königlichen Territorialgelüsten die Grenzen, die so trennend wirken, doch oft nur Brücken zwischen verschiedenen Kulturräumen sind. Doch leider nicht immer - mit einer beunruhigend abnehmenden Tendenz. 

Wir haben jedenfalls die erste Grenze überrollt und sind in Galizien. Galizien ist ein Teil Spaniens. Das möchte man, kommt man gerade frisch aus Portugal, gar nicht so recht glauben. Vieles, was in puncto Architektur im Laufe der letzten Wochen in Portugal so vertraut wurde, setzte sich, nur um Nuancen verändert, in Galizien fort. So zum Beispiel die aus soliden Steinquadern errichteten Häuser, die für die Ewigkeit gebaut zu sein scheinen. Die Sprache, el gallego, welche zwischen Portugiesisch und Spanisch ihren Platz auf der Iberischen Halbinsel lebhaft behauptet und so selbstbewusst benutzt wird, dass zum Beispiel Straßenschilder nur in galizisch gedruckt werden.
Es ist lieblich hier, die alten Dörfer, subsistenziellen Agrarflächen, schmuckhaften Kapellen und geschwungenen Landstraßen bewirken dies. Galizien ist aus der Sattelperspektive lohnenswert, jedoch die Berge scheuen sollte man nicht - es geht entweder bergauf oder bergab - auch hier ist die Ähnlichkeit mit Portugal unverkennbar.
Bevor wir jedoch die Grenze-die-Keine-ist passierten, wurden wir von Carmen aufs Beste unterstützt. Sie begleitete uns die gesamte Küste bis Viana de Castelo und dann noch den Rio Lima entlang bis Entre Ambos - os - Rios in ihrem kleinen Auto. In diesem Auto befanden sich, zu unserem großen Glück, für eine Woche unsere 10 Taschen! Welch ein Segen einmal ohne Taschen zu radeln. Wir hatten eine sehr schöne Zeit, nicht nur wegen der ungewohnten Leichtigkeit und des mittlerweile besseren Wetters. Der Besuch und das gemeinsame Reisen mit Freunden ist ein angenehmer Nebeneffekt dieser Reise in Europa. Die Reise vor der eigenen Haustür ermöglicht es uns, mit bekannten Menschen fast zufällig die Wege zu kreuzen. 
Nachdem wir das, von vielen Varianten des Jakobsweges durchzogene, gallegische Hinterland gekreuzt, in den heißen Thermalquellen von Ourense gebadet und wieder ein paar Serras überwunden haben, trafen wir auf die buchtenreiche Küste Galiziens, einen erneut zornigen Petrus und den Campervan von Pauline, Holger und Silvan. Sie kamen genau zum rechten Zeitpunkt: Die nun hoffentlich letzten Ableger des Schietwetters kreisten erneut 2 Tage über uns.
Jetzt scheint erst einmal alles vorüber zu sein und ein neuer Abschnitt beginnt. Wir sind in Viviero, also unweit der nächsten Grenze mit Asturias. Roberto, velophil und hiesiger Warmshower, verhilft uns zu 2 entspannten Tagen. Wir tauschen Geschichten aus einigen 10 000km Radlerleben aus und pflanzen Setzlinge für neue Abenteuer. Sein, ich nenne es einfach einmal Adventure Laboratory, ist reich gefüllt mit Kisten voller Karten, Dias und Reiseliteratur - una vida sobre dos ruedas! www.pedalea2.com 
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One week ago we passed the border between Portugal and Spain. It has been like most of the other bordercrossing in the Americas (except the one between the USA and Mexico), at first we were exited to leave a country and enter another, then suddenly rolled over the boarder (this time without customs, Schengen 4 ever!) and everything remained like it has been before. The borders exist on maps and in minds, but the changes in between neighbouring nations aren´t that big as their inhabitants think. Language, architecture and other cultural aspects are often determind by similar history and natural ressources. And so Galicia came as Portugal went: lovely!

Cycling became a pleasure since the rain stopped. The backland of Galicia is packed with middleage architecture and houses made of giant stone bricks. The omnipresent Caminho de Santiago and hundreds of pilgrims completed the picture of this land full of history. Like the romans back in the days we spent some relaxing hours in the hot springs of Ourense. Right in the center of this lovely galician town are free public pools waiting for sour cycling legs! Splendid!

Finaly the sun is on our side and we cylce along the joyable coast. The coast of northern Spain is beautiful. Bays and beaches, surrounded by relatively low mountain range, which is the cyclists` pay-off for the beauty, are chained along the coast and offer a lot of really nice campspots.

Right now we stay in Viviero with a local warmshower named Roberto. A long distance cyclist himself, he has a lot to tell and share (www.pedalea2.com) Thumbs up for Galicia!