Eine Fahrradreise mit Kindern? "Warum nicht?". Nachdem wir, Lea, Gregor und unsere Tochter Ronja aus Berlin, 2 Jahre lang vom einen Ende Amerikas bis zum anderen Ende radelten, folgt nun Teil 2 der Reise. Mit neuem Nachwuchs Mateo erkunden wir ab April 2016 den Süd-Westen Europas.
----------------------------------------------
A bicycle trip with a child? "Why not?". After we, Lea, Gregor and our daughter Ronja from Berlin cycled from one end of America to the other, the second big adventure is following. With our new family member Mateo we will explore the south west of Europa, starting in April.


Sonntag, 5. Mai 2013

Costa Rica - Pura Vida!


Es ist um halb neun Uhr abends. Wir sitzen auf einer Kirchenbank und Ronja schlummert seelig im neben uns aufgebauten Innenzelt. Die Hunde bellen vom Kirchplatz herüber, Grillen zirpsen aus dem nahen Wald und ein Basketball wird irgendwo in der Nähe rhytmisch auf den Boden gedonnert. Gerade hat uns der Padre nach der Messe seine Aufwartung gemacht. Lea bastelt aus einem Stück Draht kleine Fahrräder, kleine Geschenke für unsere Gastgeber, Wegbereiter und Begleiter. Wir brauchen dringend Nachschub denn Ronja, die kleine Geschenkefee, hat in den letzten 10 Tagen einige dieser kleinen Schmuckstücke dankend überreicht. 
Es ist ein ganz normaler Abend; ruhig ausklingend und harmonisch. Zum Abendbrot gab es Kartoffeln, Kohl und Ei. Jetzt da Ronja schläft, packen wir Chips, Kekse und Kola aus. Es gibt da noch ein paar Lücken in unseren Mägen die es zu stopfen gilt.

Wir sind in Costa Rica völlig unerwartet auf sehr sympatische, umsichtige und höfliche Menschen gestoßen. Dieser Eindruck mag dadurch zu Stande kommen, dass wir die meisten Nächte wieder in Feuerwachen geschlafen haben und die Bomberos mit ihrer Helfereinstellung einfach nicht anders können als super nette Burschen zu sein. Es wird aber bestimmt auch daran liegen, dass die 4 Millionen Ticos (so nennen sich die Menschen Costa Ricas) in einem wunderschönen Land leben, das so unbeschreiblich grün ist, dass man hier einfach nicht unglücklich oder gar pessimistisch sein kann. Grün macht glücklich und so radelten wir mit einem breiten Grinsen die die letzten Tage durch die tropische Schwüle Costa Ricas. 

Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die in diesem Land die Schönheit der Natur geniessen. Auch Gringos, die für Surfabenteuer oder einen geruhsamen Lebensabend dauerhaft die Strände besiedeln, finden sich zu Hauf entlang der Pazifikküste Costa Ricas. Was da an eigenständgier, costaricanischer Kultur noch übrig ist, ist schwierig zu sagen. Uns kann es recht sein. Kultur haben wir in Mexiko schon genug "gemacht" und nach Costa Rica wird man wohl auch nicht kommen um sich präkolumbische Ruinen anzugucken. Aber dazu später noch etwas ausführlicher.

Costa Rica ist für uns Langzeitradler ein schwrieriges Pfaster. Die Preise sind stattlich und vieles wird gleich, um keine Irrtümer aufkommen zu lassen, in US-Doller angepriesen. Die Landeswährung heisst Colones und als wir uns bei der Einreise mit ausreichend Barem versorgten hielten wir 200.000 (ungefähr 300 Euro) davon in unseren Händen. In Costa Rica ist jeder MIllionär! Die hohen Preise für Lebensmittel schocken uns dennoch nicht weiter. Wer einmal in Kanada Lebensmittel einkaufen war empfindet alles andere als günstig und bei Nahrungsmitteln sparen wir schon lange nicht mehr. Essen müssen wir und zwar viel und gut. Aber Patagonien liegt noch in weiter Ferne und so sparen wir an anderen Dingen. Dabei halfen uns in Costa Rica, wie schon in Honduras und Nicaragua, die Feuerwehrleute. Wieder zelteten wir so oft es möglich war bei ihnen.

Um Dir, geneigter Leser, einmal einen Eindruck zu vermitteln wie so ein Besuch bei den Feuerwehrmännern aussieht, sei hier ein kleiner Einblick geboten. 
Wir erreichen am Nachmittag an einem unserer Radeltage eine mittelgroße Stadt mit sagen wir einmal 20 000 Einwohner. Wir halten nach den Wegweisern zum örtlichen Supermarkt Aussschau, gehen dort mit hungrigen Mägen unerhört viel einkaufen und packen, das wird später noch von Wichtigkeit sein, eine Wassermelone mit in den Einkaufswagen. Beim Einpacken der Lebensmittel labert einer von uns den Sicherheitsmann des Supermarkts nach dem Weg zur Feuerwache an. Dort angekommen fragen wir: "Donde està el jefe" (wo ist der Chef). Kommt er, legen wir mit unserer Reisegeschichte los und fragen "Puedemos a campar al lado la estacion?" (Koennen wir neben der Feuerwache zelten), aber meistens ist das Gerede völlig überflüssig, denn der Jefe guckt verzaubert auf Ronja Radlerstochter und seine Entscheidung ist schnell getroffen. "Si, claro!". Darauf folgt ein Rundgang durch die Feuerwache. Dusche, Küche, Fernsehraum und der Platz zum Zelten werden uns gezeigt und am Ende gibt es dann noch das Passwort für den Internetzugang. Gracias!
Es ist alles denkbar unkompliziert. Der Rest des Tages verstreicht dann meist sehr gediegen mit Gesprächen über uns und das Leben der Bomberos. Alles ist sehr entspannt und wenig hektisch bei den Bomberos. Nur einmal konnten wir sie wirklich in Aktion erleben und selbst da war kein Grund zur Eile. Am Abend kochen wir dann und danach kommt die Wassermelone zum Einsatz: ein kleines Dankeschön für die Gastfreundschaft der Feuerwehrmänner und sie ist immer willkommen.
Am nächsten Morgen sind wir vor dem ersten Bombero, welcher alle Autos waschen muss, wach und schon fast weg bevor der Rest der Truppe aus den Betten kriecht. Gut erholt und mit empatischem Rückenwind bedacht starten wir in eine neue Etappe unserer Reise. Zum Abschied überreicht dann Ronja dass kleine Drahtfahrrad an den Jefe und schon sind wir wieder weg.

Wer zooologoische Gärten auf Grund ihrer nicht artegerechten Tierhaltung abschäulich findet und dennoch einmal ein exotisches Tier sehen möchte, der ist in Costa Rica genau richtig. Man muss nicht besonders viel Glück haben um einen Blick auf ein für unsere europäischen Begriffe seltenes Tier zu erhaschen. Es reicht den ganzen Tag mit dem Fahrrad durch die Lande zu streifen und den Blick ab und an ins Blätterwerk der Bäume zu richten und zu schauen was da kreucht und fleucht. Einfacher ist allerdings in den Straßengraben zu schauen und sich den ersten Eindruck über die Artenvielfalt am roadkill zu verschaffen (es gibt einfach kein schönes deutsches Wort für vom Auto totgefahrene Tiere, falls doch dann lasst es uns wissen). Da (also nicht im Straßengraben) schwingen Affen durch die Bäume, fliegen leuchtend rote Papageien in kleinen Gruppen durch die Wipfel, brüllen aus der Ferne andere Affen, hüpfen Frösche über die Straße, aalen sich im Flussbett Aligatoren in der Mittagssonne und in irgendeinem Baum krallt sich scheinbar unsichtbar ein Faultier an einen Ast und tut so als täte es nichts. Dazu kommt der Geruch von nasser Erde und jenem, der in einem klammen Zelt schnell entstehen kann und mit "Pumakaefig" ganz gut umschrieben ist. Feuchtschwangere Luft hängt träge in den Wäldern und nachmittags türmen sich riesige Gewitterwolken auf. Es gewittert und regnet heftig. Erwischt uns eines dieser Gewitter während wir auf dem Fahrrad sitzend fahren wir wonnevoll weiter. Wonnevoll klingt wie "Wanne voll", aber es wie Duschen auf dem Rad. 

Wir hätten es besser wissen können, aber der Besuch eines Nationalparks ist für einen Reiseradler wirklich erlässlich. Auf dem Rad sieht man früher oder später viel mehr als man je auf einem nachmittäglichen Ausflug in einem Nationalpark sehen wird. Auf dem Weg zum Jasper und Banff Nationalpark haben wir mehr als ein Dutzend Schwarzbären gesehen und dann im Nationalpark selbst, dem "Mekka der Bären" sahen wir gerade einmal das Hinterteil eines Bären. Analog dazu war der Ausflug in den Manuel Antonio Nationalpark zwar schön, aber das Geld für das Hostel und den Eintritt in den Park hätten wir besser den Bomberos spenden sollen. Lediglich ein Affe kreuzte unseren Weg und bei dem Faultier was wir sahen, können wir uns nicht sicher sein, dass es noch lebte oder einfach nur als Attrappe für die Touristen an den Ast genagelt wurde. Nationalparks werden dennoch weiterhin in unsere Reiseroute eingebaut. Schützenswertes gilt es zu bewahren und mit einem Besuch können wir einen kleinen Beitrag dazu leisten. Vielleicht haben wir ja das nächste Mal mehr Tierglück.

Die Hunde bellen immer noch quer durch das kleine Örtchen. Gerade haben die letzten Gläubigen die Abendandacht verlassen. Auch Lea ist fertig mit ihrer Abendbeschäftigung. Sie liegt geschafft auf ihrer Isomatte und träumt wahrscheinlich gerade von einem kalten Glas Milch und einer Ritter Sport Dunkle Nuss. Die Chips und Kola sind alle und noch immer stellt sich keine Sättigung ein. Schon längst richten sich die Gedanken nach Süden. In weniger als 20 Tagen werden wir endlich in Südamerika sein; in den Anden. Teil 2 der Reise geht los und wir bekommen Gänsehaut bei dem Gedanken was dort alles auf uns wartet.

Wir melden uns vorher noch aus Panama. Pura Vida!
------------------------------------------------------------------------------------------------
It is half past eight in the evening. We are sitting on a bench of a church and Ronja blissfully sleeps in the inner tent next to us. Dogs barking across the church's square, crickets are nearby in the forest and a basketball is hammered down somewhere rhythmically on the floor. Just in that moment the Father welcomed us in his church. Lea is making little wire bicycles, small gifts for our hosts. We need to stock up, because Ronja our little present fay has thankfully given away alot in the last 10 days.
It is an ordinary evening, quiet and peaceful. For dinner we had potatoes, cabbage and eggs. Now that Ronja sleeps, we unpack chips, cookies and cola. There are still a few gaps in our stomachs that need to be stuffed.

Here in Costa Rica we surprisingly encountered caring and polite people. This probably is related to our encounters with alot of firefigthers (Bomberos). It probably also has to do with 4 million other Ticos (that is how the people in Costa Rica call each other) who live in a beautiful country, which is very green, so one can not be unhappy or a pessimist. Green is making us happy too and so we were cycling with a wide smile on our face through the sultriness Costa Rica's.

Of course we are not the only people enjoying the beauty of that country. Also gringos, who are on a surf adventure or resting here for a while, are around a lot along the pacific coast of Costa Rica. What is left over of Costa Rica's culture is hard to say. We don't mind. We had a lot of culture in Mexico and we didn't come to Cost Rica to visit ruines. 

For us long time touring cyclists Costa Rica is a difficult part. The prices are much higher than in other countries of the region and to prevent confusion the USD is somehow the second currency. Tha national currency is called Colones. As we entered the country and got enough cash we were holding 200.000 (around 400 USD) in our hands. Everybody is a millionaire here! The prices for food didn't shock us any further. Anyone who has been shopping groceries in Canada will find other countries inexpensive. We are not saving money on food, that is for sure. But Patagonia is still far away so we have to save money somehow. As already in Honduras and Nicaragua the fireighters in Costa Rica helped us alot.

To give you an impression of a visit at a firefighter station we will try to give you a little insight. On one of our usual cycle days we arrive in the afternoon in a town. It is about 4 p.m. and we are looking for signs which lead us to the local supermarket. With empty stomackes we pack incredile amounts of groceries and have always a watermelon in our shopping cart. As we put the food in the trailer we ask a security guy for the station of the firefighters. As we arrive at the station we ask: "Donde està el jefe" (where is the boss). We tell him our story and ask "Puedemos a campar al lado la estacion?" (can we camp next to the firefighter station?). But most of this is totally unnecessary, because the Jefe looks enchanted to Ronja and his decision is made ​​quickly. "Si, claro". We follow him around the station and shower, kitchen, TV room and space for camping are shown to us. At the endhe hands us out the passwort for Internet access. Gracias!
The rest of the day is quiet and relaxed and we talk about us and the life of the Bomberos. Only once we have seen them in action so far. A gringo had called for help as a swarm of bees had attacked his house. Dinner is cooked and then the watermelon is used: a small thank you for the hospitality and it is well appreciated.
The mext morning we are always up before the first bombero, who has to clean the cars. By the time the rest is coming out of their beds we are almost gone. While saying goodbye Ronja hands over a little wire bicycle to the Jefe and after a pleasant stay we are recovered for a new day of our journey.  

Costa Rics is the right place for people who want to see exotic animals but don't like the way animals are caged in a zoo. You don't neet a lot of luck to see an (for us europeans) rare animal. It is enough to cruise around with a bike and stroll around with your eyes in the trees and bushes. The easiest way although is a quick hush on the side of the road to get a first impression of the animal diversity by the roadkill. There are monkeys swinging around up in the trees, bright red parrots flying around in small groups, other monkeys holler somewhere, frogs jumping over the street, aligators relaxing in a river and in one of those trees there seems to be a invisible sloth. In addition to that there is a the smell of wet mud and the artificial smell of a moisty tent which can be best described as "cougar cage". In the afternoons there are huge clouds rising, pretty soon there comes up a rainstorm with only a little cool off.

We could have known better, but a visit to a national park is really dispensable for a touring cyclists. On a bike you see much more than on a 2 hour visit of a national park. On our way to Jasper and Banff national Park in Canada we have seen more than a dozen bears. Inside the national park, which is the "mecca of the bears" we have only seen one from behind. Similar was our visit of the Manuel Antonio National Park. It is a pretty park but we would have rather donated the money for the hostel and the entrance fee to the bomberos. But there will still be national parks on our route. Maybe we will have more animal-luck the next time.

The dogs still bark through the small town. The last few people have left the evening prayer. Lea is done with her evening jewelery hour. Wiped out she lays on her mattress and is probably just dreaming of a cold glass of milk and a Ritter Sport Chocolate (dark choc with hole hazelnuts). The chips and cola are all gone and there still is not a complete saturation. The thoughts turn to the south. In 16 days we will finally be in South America, in the Andes. Part 2 of the journey starts and we get goose bumps at the thought of what is awaiting us.

But we will give a report from Panama before. Pura Vida!



1 Kommentar: