Eine Fahrradreise mit Kindern? "Warum nicht?". Nachdem wir, Lea, Gregor und unsere Tochter Ronja aus Berlin, 2 Jahre lang vom einen Ende Amerikas bis zum anderen Ende radelten, folgt nun Teil 2 der Reise. Mit neuem Nachwuchs Mateo erkunden wir ab April 2016 den Süd-Westen Europas.
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A bicycle trip with a child? "Why not?". After we, Lea, Gregor and our daughter Ronja from Berlin cycled from one end of America to the other, the second big adventure is following. With our new family member Mateo we will explore the south west of Europa, starting in April.


Freitag, 1. März 2013

Kuba Krise - Venceremos


Der zweite Teil unseres Kubaabenteuers ist zu Ende und das Ende war wie der Anfang, durchwachsen. 
Jenes hat aber nicht allzuviel mit Kuba zu tun sondern vielmehr mit uns. 9 Monate sitzen wir nun in unseren Ledersätteln und strampeln uns Einen ab. Vor einer Woche hatten wir dann zum ersten Mal richtig die Schnauze voll davon und mussten durch eine tiefe, tiefe Grube schreiten. Voll von allem was um uns war und dem was vor uns liegen wird. 
Es waere an der Zeit gewesen Rudi Karell anzurufen, den Herzblatthelikopter zu uns zu beordern und zur Schwarzwaldklinik abzuheben. Wir wollten einfach nur weg und wenn uns Rudi in diesem Moment beigestanden haette waeren wir vielleicht sogar mit an Bord gegangen. So saßen wir zur Mittagspause unter einem Mangobaum und waren voller Zweifel.

Unsere Nord-Süd-Reiseroute zu verlassen war sicherlich nicht die beste Entscheidung gewesen. Einen Monat auf der Stelle zu treten und von A nach B nach A zu fahren passt nicht in unsere in 9 Monaten erworbene Denkweise und erfüllt so eben nicht den Sinn unseres Abenteuers. Aber in unseren Köpfen hat sich mit der Weile ein Kompass "eingesüdet" der Abweichungen von mehr als 90 Grad nicht leiden kann.
Heimweh und Sehnsucht nach Berlin kam noch hinzu. Was machen unsere Freunde wohl gerade? Wie geht es unseren Familien? Gerne hätten wir den schattigen Platz unter dem Mangobaum mit einer schlechtgeheizten Altbauwohnung getauscht; einem Kaffeeklatsch oder Familienessen.
Wäre es fuer Ronja nicht vielleicht doch besser einen Kindergarten zu besuchen, regelmässigen Kontakt zu gleichaltrigen Kindern zu haben, anstatt jeden Tag an einem anderen Ort aufzuwachen und in jeder Mittagspause neue Freunde für 2 Stunden zu finden? Wir machten uns Vorwürfe, dass wir bei den letzten Gewichtssparmaßnahmen etwas großzügig mit Ronjas Spielsachen umgegangen waren und obendrein ihr Buch in Havanna vergessen hatten.
Wollen wir wirklich noch ein Jahr so weiter leben oder sollen wir uns einfach unserer momentanen Stimmung hingeben und das restliche Reisebudget für eine fette Welcome-Back Party auf den Kopf kloppen?
Wir entschlossen uns erst den Auslöser der Krise zu beseitigen und dann noch einmal das Gefühlsbarometer zu befragen.
Irgendwer aus dem Kreise der Family Pedaleros hatte nämlich in der letzten Casa Particular (Familienpension) die Stirnleuchte und Halsbanduhr liegen gelassen. Da es in der Mittagspause unter dem Mangobaum sehr heiß war und wir daher das Thermometer der Halsbanduhr für eine Auskunft über das genaue Ausmaß der backofenartigen Hitze konsultieren wollten, stellten wir fest, dass sich jene zussammen mit der Stirnleuchte noch in der Casa in Cienfuegos, 42km entfernt von uns, befindet. 
Und dann war auf einmal alles sinnlos und die Kinder, die uns aus dem Schatten des Nachbarbaumes "Companeros, one dollar!" zuriefen, taten ihr übriges um uns so richtig mies fühlen zu lassen.
Jetzt regte uns sogar dieser rote Lehmboden auf, auf dem wir schon so oft in Kuba Mittagspausen gemacht und unser Zelt aufgebaut hatten, jetzt war er einfach nur rot und dreckig. Kurzum: alles doof!
Die Ermittlungen zum Verschwinden von Uhr und Lampe dauern noch an. Indizien deuten jedoch darauf hin, dass Ronja Alias "Schabernaki" beides unter dem Kopfkissen in der Casa versteckt hat, FP ermittelt.
Auf den 42km Rückweg hatten wir genügend Zeit uns grün und blau zu ärgern, uns alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und zu überlegen ob Rudi Karell wirklich einmal Herzblatt moderiert hat oder nicht.

Die Krise liegt nun schon eine Woche zurück und wir sind wieder in der Spur. Anders als der Euro gehen wir gestärkt daraus hervor und irgendwie gehört so etwas zum Leben dazu, auch zu dem auf der Straße.

Das Reisen nicht unbedingt bedeuten muss, dass einem der Schweiß den Rücken herunterläuft und der halbe Tag mit Essen kaufen, kochen und essen draufzugehen hat, konnten wir in den fabelhaft komfortablen 10 Tagen mit Leas Eltern Bix und Franz erfahren. Bix und Franz hatten ein paar Siebenmeilenstiefel mit im Gepäck und gemeinsam "flogen" wir, fuer unsere Verhältnisse, durch die Lande. 
Das Auto, das sie gemietet hatten, hielt gleich beim ersten Härtetest nicht den Ansprüchen der Wind und Wetter erprobten Family Pedaleros stand. Nach einem Ausflug zu Wasserfällen in der Sierra Escambray schaffte die Chinaschüssel den steilen Rückweg nur mit sowjetischer Hilfe. Ein Uralt-LKW aus der Produktion des ehemaligen Bruderlandes musste uns, dass heißt Franz und Gregor, denn die Mädels hatten schon längst einen Nervenzusammenbruch erlitten und waren zu Fuß weitergegangen, aus dem steilen weil tiefen Tal ziehen. Mit unseren Rädern wäre das bestimmt kein Problem gewesen :-).
Ansonsten stand die Reise mit Bix und Franz ganz im Zeichen von Fidel und Ernest, nicht dem Guevara, sondern dem Hemingway. Revolutionsmausoleum in Santa Clara, Playa Pilar auf dem Cayo Guillermo ("Insel im Sturm"), Revolutionsmuseum, Bar Floredita (H. hat hier den Daiquiri erfunden), noch ein Revolutionsmuseum und abends machten wir uns meistens auf eine Reise durch Hemingways Gaumen und kosteten delikate Rumsorten aus dem Hause Havana Club.
Die 10 Tage gingen auf jeden Fall herum wie im Fluge, was wohl der beste Gradmesser fuer eine schöne gemeinsame Zeit sein dürfte. 
Was bleibt ist ein wenig Trennungsschmerz und die Hoffnung, dass sie uns irgendwann verzeihen werden, dass wir ihnen ihre Enkeltochter so lange vorenthalten haben werden. 
Fast hätten sie es ja auch geschafft uns zurueck nach Berlin zu holen, denn unsere Krise kulminierte am dritten Tag nach ihrer Abreise und hatte sicherlich auch etwas mit dem kurzzeitigen Wechsel des Reisestils mit ihnen zu tun. So einfach lassen wir uns aber nicht austricksen...

Unsere Krisenfestigkeit wird nun in Mexiko erstmalig auf die Probe gestellt werden. In Cancun werden Gregors Mama, seine Schwester Katja und ihr Freund Martin für 2 Wochen zu Besuch kommen und gemeinsam werden wir viele Tage mit Baden in Sonne und Meer verbringen. Urlaub mit den Dauerurlaubern sozusagen. 

Hier ein visueller Eindruck von Kuba: https://vimeo.com/60863271

Venceremos
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The second part of our Cuba adventure is over and the end seemed like the beginning - with ups and downs.
It's not doe to Cuba, it's more our fault. We are sitting on our bike sattles 9 months now and keep on pedaling. One week ago we had our first crisis and had to go through it.
We were sitting under a mango tree for lunch brake and were hoping for a helicopter to give us back hope and confidence.

To leave our north to south route was surely not the best decision. To pedal a circle for one month didn't fullfil our aim we gained in the last 9 months. Our brains are trained to go south and don't like any other direction.
In addition we were missing Berlin. What are our friends doint right now? How are our families doing? In that moment we would have liked to switch our spot under the mango tree with an apartment in Berlin in which the heater is not working.
Wouldn't it be better for Ronja to visit a daily kindergarten instead of waking up in a different location every day and meeting new friends in lunch brakes for only 2 hours? In addition we forgot her book in Havana.
Do we really want to live like this another year or should we just spend our left over money for a big welcome back party?
For this moment we decided to get rid of the initial reason for the crisis. One member of the Family Pedaleros has forgotten a light and a watch in our last Casa Particular (family hotel). It was very hot that lunchbrake so we wanted to check the temperature and noticed about the absence of those 2 things which were 42 km away from us, in Cienfuegos.
From there on everthing seemed meaningless and the kids yelling "Companeros, one dollar!" made us even feel worse.
Even the reddish ground, on which we had lunchbrakes so often, was annoying us. The ground was only red and very dirty. In short term - crisis-
We are still trying to find out the person who forgot our stuff in the Casa in Cienfuegos but indicators show that Ronja hid it under the pillow.
The way back to Cientuegos gave us enough time to think over everything. That's the good thing about bike touring; while riding, there is enough time to reflect.

The crisis went as fast as it appeared. One week is gone and we went on to Havana. Stronger in mind and with one more unique impression of long-time traveling in our panniers.

During our time in Cuba we also learned that travelling doesn't only have to mean sweating, looking for food and preparing and eating it. Lea's parents visited us for 10 days and we had a very good time together.
We hung around at beaches, visited museums and national parks and of course drank the popular Havana Club rum. Our crisis started only 3 days after they left so it surley is related to their visit.

Coming up is another visit. Gregor's mum, sister and her boyfriend are visiting us in Mexico. Togehter we will spend 2 weeks in Yucatan relaxing.

A visual impression of Cuba: https://vimeo.com/60863271

Venceremos




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