Eine Fahrradreise mit Kindern? "Warum nicht?". Nachdem wir, Lea, Gregor und unsere Tochter Ronja aus Berlin, 2 Jahre lang vom einen Ende Amerikas bis zum anderen Ende radelten, folgt nun Teil 2 der Reise. Mit neuem Nachwuchs Mateo erkunden wir ab April 2016 den Süd-Westen Europas.
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A bicycle trip with a child? "Why not?". After we, Lea, Gregor and our daughter Ronja from Berlin cycled from one end of America to the other, the second big adventure is following. With our new family member Mateo we will explore the south west of Europa, starting in April.


Dienstag, 8. Januar 2013

Montezumas Rache /Montezumas Revenge

Aus den 5 Tagen Mexiko Stadt ist nun mitlerweile mehr als eine Woche geworden. Es gefällt uns gut hier und doch wären wir gerne eher abgereist. Zum Glück, sollte man meinen, denn Mexiko Stadt ist wohl der beste Ort in ganz Mexiko, vielleicht sogar Zentralamerikas, um einen Durchfall auszukurieren.
Eigentlich ist es keiner Erwähnung wert über einen Durchfall in Mexiko zu berichten, es trifft fast alle Neuankömmlinge irgendwann. Aufgrund eines Fluchs des vorletzten Aztekenherrschers Montezuma - alle Fremden würden seine Rache im von den Spanieren entmachtete Königreich der Azteken zu spüren bekommen, schlichtweg nur Montezumas Rache genannt. Willkommen in Mexiko Stadt!

Wir hätten gerne darauf verzichtet auf diese Art und Weise begrüsst zu werden, aber wie lautet doch gleich das erste murphysche Gesetz: "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen." 

So wahr. Ronja bekam die Rache zu spüren.
Auf der Nacht vom 3. zum 4. Januar wachten wir nachts neben einer schreienden und fiebrigen Ronja auf. Vielleicht noch etwas betütelt von einem Cocktail-Rendevous, unsere Freunde Sethaly und Juan passten auf Ronja auf während wir zum ersten mal seit April allein ausgehen konnten, maßen wir müde das Fieber, beruhigten Ronja und schliefen mit dem sicheren Gewissen, dass es wieder einmal nur ein Zahn war, der das Fieber verursacht hat, ein.
Das Fassungsvermögen der Windel war auf jeden Fall am nächsten Morgen ausgeschöpft und das Bettlaken eine unreine Sauerrei. 40,4 ºC Fieber und eine weitere Rektalexplosion rissen uns aus der anfänglichen Gelassenheit. Ronja war bisher so solide und auf der ganzen Reise nicht ein einziges Mal wirklich krank. 
Also schnell nach dem nächsten Kinderarzt googlen, Wörterbuch und Versicherungsunterlagen einstecken und ab zu Dr. Miguél Angel Garcia Vazquez.
Mit unter anderen Umständen peinlichen Gestiken erklärten wir den Fall und Dr. Uralt zog besorgt seine Augenbrauen in Richtung Haaransatz und spitze wissentlich seine Lippen und sagte:"Hospital".
Dafür brauchen wir keinen Langenscheidt. Das was er erklärend hinzufügte puzzelten wir im Kopf als: "Wenn es nicht in 3 Tagen besser wird, gehen Sie bitte ins Krankenhaus" zusammen.
Er gab uns einen gelben Zettel, der nach allem anderem denn nach einer Überweisung aussah - darauf die Adresse des Hospital Infantil Privado. Dankeschön, 550 Peso, Bittschön, Aufwiedersehen. Beim Gehen wiederholten wir noch einmal in unserem Spanisch seinen Ratschlag: "En trés dias no está bueno la niña, vamonos al hospital".  Zum Glück verstand er uns besser als wir ihn und antwortete nachdrücklich mit zusammengefalteten Händen: "No, hoy, hoy"! Nein, heute, heute!
Okay, von diesem Zeitpunkt an waren wir etwas panisch. Taschepacken, Taxi rufen und ab ins Krankenhaus. 
Nach dem Einchecken in die Privatklinik verbrachten wir 4 Stunden mit einer voellig erschöpften, fast apathischen Ronja in der Notaufnahme. Ronja hatte immer noch hohes Fieber und gab keinen Mux von sich. Um ihr eine Infusion - einmal volltanken bitte - beziehungsweise den Zugang dafür legen zu können, war es nötig vorerst ihr Fieber zu senken. Zwischenzeitlich wurde Gregor schon einmal zur Kasse gebeten. 10000 Pesos waren als Anzahlung für die Behandlung zu leisten - der 700 Euro Dünnpfiff!
Die gewünschte Temperatur war nach 2 Stunden erreicht. Dann kam die Ärztin mit der grossen, langen Nadel um den Port zu legen. Lea war zu diesem Zwecke mit Ronja in einen anderen Raum verschwunden. Als sie zurück in die mit schreienden Kindern belegte Notaufnahme kam, war Lea bleich wie die Krankenhaustapete und musste erstmal für 5 Minuten an die frische Luft verschwinden. Ronja hingegen fand dieses Teil in ihrem Handrücken alles andere als vergnüglich und stimmte mit in das Konzert in der Notaufnahme ein. 
Es war ein ziemlich trauriger Anblick wie sie da in ihrem Krankenhaushemd schreiend in Leas Armen saß und die Schläuche der Infusion um sie herumhingen. "Was ist hier los, es ist doch nur ein Durchfall!?" durchfuhr es uns. Vertrauen war nun das wichtigste in dieser Situation. Die Ärzte würden schon wissen was notwendig ist. Ronja und Lea wurden in einem Rollstuhl in den 4. Stock geschoben.
Ein schönes Einzelzimmer mit Schlafcouch, Fernseher und toller Aussicht auf eine 6spurige Autobahn, wir konnten in 24 Stunden 3 Unfälle direkt vor unserem Fenster beobachten, und ein, eine Häuserwand bedecktendes Filmplakat für 'Der Hobbit', sollten für die nächsten Nächte unser zu Hause sein.
Ronja wurde vollgetankt mit Wasser und Elektrolyten, ein bisschen Medizin gab es als Beilage dazu und schon nach 2 Tagen fühle sie sich schon viel besser und wir auch. Unsere Freunde Juan und Sethaly kamen uns jeden Tag besuchen, übersetzten für uns alles was unklar war, brachten uns Sachen, Essen und Spiele und waren einfach nur super hilfsbereit in Allem was es zu erledigen gab. Vielen Dank ihr beiden, ihr seid großartige Menschen.

Am 7. Januar wurde Ronja entlassen. Wir bezahlten die Rechnung (16000 Pesos) und waren froh endlich einmal unsere Reiseversicherung in Anspruch nehmen zu können. Es hat sich schon jetzt ausgezahlt. So wird wohl unser Besuch in Mexiko Stadt immer mit dieser kleinen, zum Glück gut endenden, Anekdote verknüpft sein. 
Aber auch mit dieser schillernden Metropole, dem Berlin Flair in Roma Norte bei unseren lieben Gastgebern Juan und Sethaly, den spannenden Museen über Frida Kahlo, Diego Rivera und der Anthropoligie Mexikos, dem wahnsinnigen Verkehr, dem Smog der dicht wie Nebel im Talkessel von Mexiko Stadt hängt und dem Radfahrer Sonntag an dem viele Straßen in der Innenstadt allein für Radfahrer freigegeben sind. Mexiko Stadt an sich ist schon ein Reise wert und wir können uns vorstellen das man hier leicht 2 Monate vertrödeln kann ohne das Gefühl zu bekommen auf der Stelle stehen zu bleiben. Die bewegende Geschichte und Gegenwart der Stadt ist leicht zu erkennen wenn man von einer Kolonie in die andere radelt. Von aztekischen Tempeln bis zu super modernen Wolkenkratzern, von von Lastenraedern aus angebotenen Tamales bis zu internationelen Restaurants, saubere Gehwege die zum Flanieren einladen und Armenquatiere in die man besser vor und nach Sonnenuntergang keinen Fuß setzt, einem Nightlife á la Berlin oder der Musik der Mariachi Kombos, hier trifft sich Mexiko und zeigt was es kann.
Der Abschied fällt schwer auch wenn wir heute noch nicht wissen wann es weitergeht. Ronja ist noch nicht 100 Prozent auf dem Damm ist. Die unerwartete Verlängerung hat uns gute Freunde werden lassen mit Juan und Sethaly und das "Adios" macht uns jetzt schon traurig. Gregor schmiedet schon Wiedersehenspläne fuer die WM 2014 in Brasilien…na ob das was wird?
Die Fahrräder werden diesen Monat geschont. Die Zeit bis zu unserem Kuba Abenteuer verrinnt und wir bussen uns jetzt durchs Land.
Aber bevor wir zur Bastion des Antikapitalismus übersetzen um Fidel und Hugo zu besuchen gibt es noch eine Notiz von uns.

Hasta la Pasta!

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We are already more than a week in Mexico City although we only planned 5 days. We like it here but we would have liked to move on. Fortunately, one would think, because Mexico City is probably the best place in all of Mexico, perhaps also central America, to cure diarrhea.
Diarrhea in Mexico is not a very unusual occasion, almost all newcomers underlie it at some point and is due to a curse of the second last Aztec monarch Montezuma -all foreigners would get to know his revenge in the disempowered Kingdom of the Aztecs - simply just called Montezuma's revenge. Welcome to Mexico City!
Unfortuantley Ronja has felt the revenge.
On the night of 3rd to the 4th January, we woke up at night next to a crying and feverish Ronja. The capacity of the diaper was definitely exhausted the next morning and the bed sheets a mess. Ronja has been so strong on the whole trip not once really sick.
So we were googling quickly after the next pediatrician, packed dictionary and insurance documents and headed to Dr. Miguel Angel Garcia Vazquez.
With distressing gestures we explained the case and Dr. ancient pulled up his worried eyebrows towards the hairline and sharpened knowingly his lips and said, "Hospital". Therefore we did not need Langenscheidt. We puzzled his words together into: "If it's not better in 3 days, please go to the hospital".
He gave us a yellow slip of paper which told us the address of the Hospital Infantil Privado. Thank you, 550 pesos, you are welcome, goodbye. When walking out of his office, we repeated again his advice: "En trés dias no está bueno la niña, vamonos al hospital". Fortunately, he understood us better than we did him, and with folded hands replied emphatically: "No, hoy, hoy!" No, today, now!
Okay, from this point on we were a little panicky. We packed a bag, called a taxi and were off to the hospital.
After checking in to the private clinic we spent 4 hours with a completely exhausted, almost apathetic Ronja in the emergency room. Ronja still had a high fever and didn't make a piep. To give her an infusion - a complete fill up please - it was necessary to reduce her fever first. Meanwhile, Gregor was asked to pay. 10,000 pesos were to be paid on account of the treatment.
The desired temperature was reached after 2 hours. Then the doctor came in with the big, long needle. For this purpose Lea and Ronja were gone into another room. When she came back to the emergency room occupied with screaming kids, Lea was pale as the wallpaper of the hospital and disappeared outside for 5 minutes. Ronja however, took this part in her hand back anything but enjoyable, and joined the concert of the emergency room. The screaming Ronja in her hospital gown in Lea's arms with tubs of the infusion hanging around was a pretty sad sight. "What's going on, it's just a diarrhea?" shot through us. Confidence was now the most important in this situation. The doctors would know what is needed. Ronja and Lea were pushed in a wheelchair to the 4th floor.
A lovely single bedroom with double sofa bed, TV and a great view on a 6 line highway. Watching 3 accidents in 24 h right outside our window and a house wall covered with a huge film poster for 'The Hobbit', should be our home for the next few nights.
Ronja was filled up with water and electrolytes, as a side order came a bit of medicine too, and after 2 days, she already seemed better and we were super happy about it. Our friends Juan and Sethaly came to visit Ronja every day, translated for us all that was unclear, brought us clothes, food and games and were just unbelivable helpful in all what needed to be done. Thank you guys, you are wonderful people.

On janauary 7th Ronja was released from the hospital. We paid the bill (16,000 pesos) and were happy about the decision to contract a travel insurance. It has paid off already. Well, our time in Mexico City will be forever linked to this short, luckily good ending, anecdote.
But also with this dazzling metropolis, the Berlin flair in Roma Norte in our dear hosts Juan and Sethaly neighborhood, exciting museums about Frida Kahlo, Diego Rivera and the anthropoligy of Mexico, the insane traffic, the smog as thick as fog in the valley of Mexico City and the cyclists Sunday where the streets in the city center are only released for cyclists. Mexico City itself is worth a visit and we can imagine that you can easily spent 2 months without getting itchy feet. The moving story and present of the city is easy to recognize when you cycle from one colony to another. Of Aztec temples to ultra-modern skyscrapers, tamales offered from cargo bikes and international restaurants, clean sidewalks to stroll and the quarters which you better avoid - whether its before or after sunset -, a nightlife  Berlin like or the music of Mariachi combos, here meets Mexico and shows its best.
Saying goodbye is hard even if we do not know when this will be. Ronja is still not a 100 percent recovered.
The unexpected extension has enabled us to become good friends with Juan and Sethaly and the "Adios" fills us with mourning. Gregor forges already reunion plans for the 2014 World Cup in Brazil ... well, if that will happen?
The bikes will be spared this month. The time until our Cuban adventure runs out and we are now bussing across the country.
But before we ferry over to the bastion of the anticapitalism to meet Fidel and Hugo there will be a note of us.

Hasta la Pasta!



2 Kommentare:

  1. Gut, dass es Ronja wieder gut geht!

    Bei welcher Auslandskrankenversicherung seid Ihr versichert? Habt Ihr mit ihr schon Erfahrung sammeln koennen?

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  2. HI TN,

    Wir sind bei Pro Trip versichert. Die Rückerstattung klappt gut und ist kein Stress.
    Mal sehen wie es diesmal wird. Die Unterlagen reisen mit der mexikanischen Post nach
    Deutschland...

    wann geht es bei euch los?

    Gregor

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