Eine Fahrradreise mit Kindern? "Warum nicht?". Nachdem wir, Lea, Gregor und unsere Tochter Ronja aus Berlin, 2 Jahre lang vom einen Ende Amerikas bis zum anderen Ende radelten, folgt nun Teil 2 der Reise. Mit neuem Nachwuchs Mateo erkunden wir ab April 2016 den Süd-Westen Europas.
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A bicycle trip with a child? "Why not?". After we, Lea, Gregor and our daughter Ronja from Berlin cycled from one end of America to the other, the second big adventure is following. With our new family member Mateo we will explore the south west of Europa, starting in April.


Mittwoch, 8. August 2012

Wild Wild West


Nach unserem weiten Abstecher nach Osten konnten wir endlich wieder unseren Südkurs aufnehmen und uns ins Ungewisse stürzen. 

Wir wussten lediglich, dass wir Calgary auf dem Highway 22 verlassen und irgendwann kurz vor der Grenze zu den Staaten einen Westschwenk Richtung Vancouver machen würden - über alles andere haben wir uns in Calgary keine Gedanken mehr machen können.
Entsprechend überrascht waren wir schliesslich, als wir dann die weite, rollende Prairie vor uns liegen sahen. Wiesen bis zum Horizont, Rinderherden und Cowboys. Was anfänglich wie die billige Imitation einer Marlboro Werbung aussah, entpuppte sich spätestens nach dem Besuch einer Ranch als kultureller Kern Albertas - Wild Wild West. Nach 2 Monaten Wald und Bergen waren uns die 300km auf dem Highway 22 - Cowboy Trail - eine gelungene Abwechslung. 
Eine Weite zum Sichverlieren. Lange Geraden, Gegenwind und meditatives Fahren.

Das Leben hier in Kanada ist mittlerweile recht kostspielig für uns geworden. Es wird immer schwieriger wild zu campen und die Lebensmittelpreise sind auf Dauer recht budgetdezimierend. Am Essen können wir nicht sparen - Gregor ist furchtbar schlecht gelaunt wenn es nicht mindestens einen zweiten Nachschlag gibt - allein an den Campingplatzgebuehren lässt sich was drehen. Viele Plätze sind mit Selbstregistrierung und solange man nicht angesprochen wird, merkt niemand das man nicht bezahlt hat. Ronjas bezauberndes Lächeln verfuehrt Parkranger dazu, ihre Vorschriften anders auszulegen und wir dürfen campen wo campen verboten ist und wir wurden wieder von der Strasse gepickt, aber dazu später mehr. Ausserdem sind wir etwas dreister geworden und haben einmal direkt hinter der Touristenattraktion in Sparwood, dem größten Truck der Welt, gecampt. 

Die Kanadier haben eben ein besonders großes Herz für Reisende und letzte Woche wurden uns tatsächlich 10$ Sponsorgeld zugesteckt. Das war echt verrückt! Ronja trägt wirklich viel mit ihrer sonnigen Art zu unserem Reiseglück bei. Sie ist inzwischen zu einer kleinen Globetrotterin geworden und jedes Mal wenn sie aus ihrem Anhänger klettert ist sie ganz aufgeregt und krabbelt gleich auf grosse Erkundungstour. Sie bekommt ganz genau mit, wenn wir aufbrechen wollen und es kommt auch schon einmal vor, dass sie dann von allein in ihren Anhänger klettert und auf uns wartet. Sie ist komplett verrückt wenn sie Wasser sieht. Seit 10 Tagen waren wir jeden Tag in irgendeinem See, Fluss oder Pool baden und Ronja war jedesmal kaum zu bremsen.

Nach 300km bogen wir dann wie geplant auf den Highway 3, dem Crowsnest Highway, nach Westen ein. Der 'Crowsnest' bringt uns bis in die Metropolregion Vancouver; eine Zick-Zack Linie an der Grenze zu den Staaten; 900 km durch die Berge. Landschaftlich ist der Highway sehr reizvoll und schon wieder eine Region zum Auswandern...

Dann kam Ryan. Eigentlich war er vorher schon da, aber nicht richtig. Ziemlich genau in der Mitte des Cowboytrails überholte er uns auf seinem Rad mit einem flüchtigen "how do you do?", wir dachten:"schon wieder so ein Schnellradelschnoesel!" Bei der Suche nach dem Koocanusa See trafen wir ihn dann wieder. Jetzt sind wir mittlerweile schon seit 5 Tagen gemeinsam unterwegs. Er ist alles andere als das, worauf wir nach unserem ersten Eindruck geschlossen haben. Ryan ist gerade auch auf seiner ersten Radreise und steckt voller Überraschungen. Er verzichtet auf Campingkocher und Schlafsack und hat aber dafür eine Angelausrüstung und eine Mundharmonika im Gepäck. Der Mann ist jung an Jahren und reich an Wesen. Wir haben eine sehr entspannte Zeit mit ihm und wahrscheinlich begleiten wir einander bis Vancouver.

Gemeinsam wollten wir uns vor 2 Tagen in ein mittelgrosses Abenteuer begeben und eine 100km Abkürzung vom Crowsnest nehmen. Dazu mussten wir jenen in Cranbrook für 40km verlassen und eine unaspahltierte Passstrasse quer durch die Rockies nehmen. Am Ausgangspunkt der Strasse informierten wir uns noch sicherheitshalber über den Zustand der Strasse. Es hiess, das dieses Jahr noch niemand diese Strasse passiert habe und sie überdies wegen zweier Erdrutsche unpassierbar sei. Wir haben echt lange überlegt, ob wir es wagen sollten und dann passierte das was die meisten von euch Zufall und Paulo Coehlo 'Zeichen' nennen würde. Ein junges Paar Radfahrer lud uns zu sich nach Cranbrook ein. Die Entscheidung wurde uns abgenommen und wir waren schon bald darauf auf dem Weg zu Jen und Nathan. Erschöpft von der brennenden Sonne und vom Schweisse verklebt, kamen wir ziemlich spät bei ihnen an. Ihre Tochter Isla und Ronja spielten miteinander, wir konnten dadurch fast in Ruhe Abendbrot essen und das mitgebrachte Bier tat einfach gut nach diesem Tag.

Jetzt nähern wir uns mit riesen Schritten Nelson, wo wir hoffentlich morgen ankommen werden.Wir freuen uns auf einen Ruhetag nach 10 Tagen und 700km auf dem Rad.

Bis bald ihr Lieben, mit neuen Geschichten

Lea, Gregor und Ronja

Check this out: https://vimeo.com/47321024

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After our long trip to the east we could finally take our trip south, and plunge into the unknown.

The only thing we knew was that we would leave Calgary on Highway 22 and somewhere right at the border to the US make an about-turn to Vancouver. There was no room for worries about anything else in Calgary.

Accordingly, we were very surprised, when we saw the vast, rolling prairie right in front of us. Grassland up to the horizon, cattle and cowboys. What initially seemed like the cheap imitation of a Marlboro advertisement, turned out to be (after visiting a ranch) as the cultural core of Alberta - Wild Wild West. After 2 months in the forest and the mountains, those 300km on Highway 22 - Cowboy Trail - were a nice change for us.
A langeness of losing oneself. Long, straight road, headwind and meditative riding.

Life here in Canada has now become quite costly for us. It is always difficult to camp wild, and the food prices let our budget diminish gradually. We cannot save money with food restrctions - Gregor is in an awfully bad mood when he does not get his second plate - but we can bargain with the fee on camp sides a bit. Many camp grounds work with self-registration and as long as nobody addresses us, no one will  realize that we have not paid anything. Ronja´s charming smile seduces park rangers to lower fees and we are allowed to camp where camping is forbidden. And we got picked up on the street again, but on this we will tell later. In addition, we have become a bit more cheeky, thus we camped directly behind the tourist attraction in Sparwood, the largest truck in the world.

Canadian people have just a very big heart for travelers and last week we were sponsored with $ 10. It was really crazy! Ronja really helps a lot with her sunny nature to our luck with travelling. She has become a little globetrotter and every time she climbs out of her trailer she is very excited and crawls to explore her surroundings. She knows exactly when it´s time to leave a place and sometimes she even climbs into the trailer on her own and waits for us to leave.She is completely crazy when she sees water. For 10 days we have been swimming in some lake, river or pool every day and Ronja was so fond of it.

After 300 km we turned as planned on Highway 3, the Crowsnest Highway, to the west. The 'Crowsnest' brings us to the Vancouver metropolitan area, a jagged line on the border to the US, 900 km through the mountains. The highway is very scenic and again a region to emigrate ...

Then Ryan appeared. Actually, he has been there before, but not really. Right in the middle of the Cowboytrail he passed us on his bike with the words: "How do you do?". We thought:"Again someone who is a faster-than-us-biker!"
While looking for the Koocanusa lake, we met him again. We have now been traveling together for five days. He is anything but what we have assumed before. Ryan is currently on his first bike tour and is full of surprises. He does not need a camping stove and sleeping bag, but possesses a fishing gear and a harmonica in his luggage. The man is young in years and rich in nature. We have a very relaxing time with him and probably we stick together until Vancouver.

Together we wanted to go on an adventure and take a 100km-short cut from the Crowsnest. We had to leave Crowsnest in Cranbrook for 40km and take a gravel road across the Rockies. At the starting point of the road, we gatheres some information about the road conditions. It was said that this year, no one has passed this road and is impassable because of two landslides. We considered this for a real long time and then something happened what a lot of you might call ´fate´ and Paulo Coehlo calls it 'sign': A young couple on bikes invited us to Cranbrook. The decision was taken away from us and we were soon on our way to Jen and Nathan. Exhausted from the burning sun and sticky of the sweat, we arrived quite late. Her daughter Isla and Ronja were playing together, we were able to eat dinner quietly, and the beer we brought just felt perfect after this day.

Now we are approaching Nelson with giant steps, where we will hopefully arrive tomorrow. We are looking forward to a day of rest after 10 days and 700km on the bike

See you soon dear ones, with new stories

Lea, Gregory and Ronja


Check this out: https://vimeo.com/47321024

1 Kommentar:

  1. Also: nach meiner Erfahrung würden Ronja Räuberhauptmanns Haare ganz schnell bärenstark aussehen, wenn die Räuberbande ihr mal ordentlich den Kopf balbiert. Pittiplatsch würde sagen: "Kannst de glauben".
    Weiterhin eine nie nachlassende freudige Spannung auf Eurem Weg!
    Die Berliner Inkarnation

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